Rettungswissenschaften

Den Begriff Rettungswissenschaften zu definieren oder auch zu erklären gestaltet sich (noch) nicht als sehr einfach. Letztendlich finden auch regelhaft Diskussionen in der DGRe statt um bestimmte Aspekte dieser Disziplin zu beleuchten und ggf. zu definieren. Auch auf internationaler Ebene sind die Begriffe Paramedicine und Paramedic Science nicht abschließend und umfassend definiert, das gilt selbst für Länder, welche bereits Lehrstühle oder gar Fakultäten in diesem Bereich aufweisen können.

Dennoch möchten wir eine vorübergehende Beschreibung der Rettungswissenschaften versuchen, um den Begriff zumindest etwas eingrenzen zu können: Wir verstehen die Rettungswissenschaft als Berufswissenschaft für die Tätigkeit von Notfallsanitäter*innen. Sie ist eine Symbiose aus (Notfall- bzw. extraklinischer) Medizin, Gesundheitswissenschaften und öffentlicher Sicherheit. Sie beinhaltet aber auch rettungsdienstspezifische Erkenntnisse aus anderen Fachgebieten wie beispielsweise Psychologie, Soziologie, Technik, Einsatztaktik, Erwachsenenbildung, Kommunikation oder Versorgungsforschung. Weiterhin sind die Retter*innen nicht nur Subjekt sondern auch Objekt der Rettungswissenschaften. 

Die Notwendigkeit für eine eigene wissenschaftliche Fachdisziplin ergibt sich aus der weltweiten Professionalisierung und Emanzipation der Berufsbilder. Andere wissenschaftliche Disziplinen haben rettungsdienstliche oder rettungswissenschaftliche Aspekte bisher nur eingeschränkt und mit einer sehr speziellen Perspektive untersucht. Die Rettungswissenschaften sollen diese Erkenntnisse nun zusammenführen, um sie schneller und breiter in die praktische notfallsanitätsliche Tätigkeit integrieren zu können.

Rettungswissenschaftliche (Grundlagen-)Forschung – nicht aus Deutschland – mit klarer Leseempfehlung für Interessierte gibt es hier:

  • Long, D. N., Lea, J., & Devenish, S. (2018). The conundrum of defining paramedicine: more than just what paramedics “do.” Australasian Journal of Paramedicine15(1). https://doi.org/10.33151/ajp.15.1.629
  • Bigham, B., & Welsford, M. (2015). Applying hospital evidence to paramedicine: Issues of indirectness, validity and knowledge translation. Canadian Journal of Emergency Medicine17(3), 281–285. https://doi.org/10.1017/cem.2015.65
  • Olaussen, A., Beovich, B., & Williams, B. (2021). Top 100 cited paramedicine papers: A bibliometric study. Emergency Medicine Australasia, (March), 1742-6723.13774. https://doi.org/10.1111/1742-6723.13774
  • Maguire, B., O’Meara, P., & Newton, A. (2016). Toward an international paramedic research agenda. Irish Journal of Paramedicine1(2), 1–3. https://doi.org/10.32378/ijp.v1i2.38
  • Reed, B., Cowin, L., O’meara, P., & Wilson, I. (2019). Professionalism and professionalisation in the discipline of paramedicine. Australasian Journal of Paramedicine16https://doi.org/10.33151/ajp.16.715
  • Bowles, R. R., Van Beek, C., & Anderson, G. S. (2017). Four dimensions of paramedic practice in Canada: Defining and describing the profession. Australasian Journal of Paramedicine14(3). https://doi.org/10.33151/ajp.14.3.539
  • Carter, H., & Thompson, J. (2015). Defining the paramedic process. Australian Journal of Primary Health21(1), 22. https://doi.org/10.1071/PY13059
  • Eaton, G., Mahtani, K., & Catterall, M. (2018). The evolving role of paramedics – A NICE problem to have? Journal of Health Services Research and Policy23(3), 193–195. https://doi.org/10.1177/1355819618768357

Dennoch bleibt der Begriff Rettungswissenschaften (und eben auch Paramedicine und Paramedic Science) noch etwas diffus, aber wir arbeiten daran.